Weihnachtsstress

Hab ich doch glatt in unserem Lokalsender im Radio gehört, dass man nun Christbäume auch übers Internet bestellen kann. Wie is des da eigentlich mit dem traditionellen Christbaumstehlen? Da tut ma sich vermutlich ziemlich schwer. Aber, du kannst ja heut dein komplettes Weichnachten übers Internet ordern. Du kannst an Nikolaus übers Internet bestellen, den Weihnachtsmann, den in Bayern keiner braucht, ohnehin. Deine Gschenke, deine Kugeln, Christbaumschmuck, Zimmerweihnachtsdeko - der Onlineweihnachtsmarkt hat 24 Stunden geöffnet.

Bin gspannt, wann die Wichtelhütte in Neuburg online geht? Glühweinglückseligkeiten via Weihnachts-Chat in Whatsapp. Naaa, ich bin ein absoluter Gegner von der „Onlinelisierung“ eines Weihnachtsgefühls. Ich will einen Anspruch haben auf Weihnachtsstress. Drum hab ich mir mein Auto gschnappt und bin Richtung Südpark gsaußt, weil ein schöneres Weihnachtsgefühl als in der Grant umschwängerten Einkaufsmeile im Süden von Neuburg, kriegst du fast nirgend wo anders.

Also, nei in Eternitweg und ab zum Südpark. Stopp. Baustelle. Ja sag amal spinna die? Die können doch net zur Haupteinkaufsjahreszeit den Eternitweg sperren. Wo doch eh jeder schon wie ein „Vollhonk“ unterwegs und gnervt is, sperren die uns den Eternitweg. Geht´s eigentlich noch? Anstatt sie die uns allbekannte Abkürzung zur Adventszeit zweispurig ausbaut hätten, is zu gmacht. I woaß net, was sich unsere Stadtplaner da immer denken?

Guat, kehr ich um, fahr ich in die Innenstadt. Parkplatztechnisch ein Desaster. Des einzige, was genauso is, is die sehr auffällige Freundlichkeit der Menschen, die unterwegs sind. Sicher, es kann sich Ende Dezember nur ein Weihnachtsfrieden einstellen, wenn vorher ein „Weihnachtskrieg“ stattgefunden hat, und in jenem befinden wir uns gerade.

Der Neuburger, Eichstätter, Donauwörther, Ingolstädter und Landkreisbewohner irren schwer bewaffnet mit Geldbeutel und Kreditkarte durch die Straßen. Die Läden machen ein „Bombengeschäft“ und der Benz Klaus schießt Wortsalven wie ein menschliches Maschinengewehr auf dem Weihnachtsmarkt umher. Die Menschen sind verunsichert, investieren ihre letzten „Kröten“ in Soziallose, um einen letzten Gewinn für schwere Zeiten zu ergattern. Hier und da kriecht eine „Glühweinleiche“ aus der Versenkung hervor. Kinder mit glänzenden Augen und Zuckerwatte in der Hand schauen, ob sie irgendwo das Christkind erblicken können, welches den vermeintlichen Frieden bzw. die erwünschte Spielkonsole bringt. Es herrscht eine angespannte Atmosphäre. Zeitnot. Stress. 

Und in diesen Stress hinein machen uns die den Eternitweg zu - ich weiß net, ich weiß net - wann wird hier endlich einmal mitgedacht. Wenn´s den Leuten eh scho net gut geht und jeder völlig fertig is vom Adventsstress, dann muß ma doch bitte net auch noch solche schlimmen Maßnahmen ergreifen, oder? Sonst kaufen am Ende die Leute doch noch im Internet, obwohl ma eigentlich den eigenen Einzelhandel unterstützen wollte. Oder is da überhaupt Einzelhandel im Südpark?