Flüchtling ist nicht gleich Flüchtling

Kerstin Egerer

Flüchtling ist nicht gleicht Flüchtling
Seit gestern sind nun auch endlich in Bayern die Ferien angegangen. Und viele von uns flüchten in die angrenzenden Nachbarländer oder fliegen gar auch noch weg. Somit sind wir, die wir da für einige Zeit weggehen, auch irgendwie Flüchtlinge und zwar vom Arbeitsalltag. Sogenannte Alltagsflüchtlinge.

Der Unterschied zum normalen Flüchtling ist famos. Wir Alltagsflüchtlinge schlafen vielleicht auch in Zelten oder Turnhallen, aber aus reinem Abenteuerwillen heraus, die anderen, weil nix anderes da ist. Wir fahren freiwillig weg im Gegensatz zu jenen, die keine andere Wahl hatten als zu flüchten. Wenn wir wollen, dann können wir uns einen Luxus leisten, während das Geld bei den Kriegsflüchtlingen schon für die Schlepperbanden drauf ging. Wir reisen, weil wir genug Kohle haben, mit der ganzen Familie. Kriegsflüchtlinge müssen oft den Rest der Famile zurück lassen.

Da stellt sich mir schon die Frage, wie man auf Flüchtlinge immer noch neidisch sein kann. Da hört man Sätze wie: „Wie können die sich denn Nike Turnschuhe leisten?“ oder „Die nehmen uns alles weg“ oder „Die kriegen alles in ihren Ar…. rein gschoben und wir müssen arbeiten gehen.“ Ehrlich? Gehts noch? Ich bin mir nicht sicher, wer da was falsch macht, die die sich lauthals beschweren, weil sie sich nicht gscheit informieren oder aber die Politik, die es bisher nicht geschafft hat, vernünftig zu informieren und zwar so, dass es auch der letzte Hirnbeiß kapiert?

Was die ganze Unterbringungproblematik natürlich schon hervorgebracht hat, war aber auch was sehr, sehr Positives. Der Herr Landrat und der Oberbürgermeister haben sich geimeinsam was geleistet und sich geeinigt - Hand in Hand quasi Gebäude und Grundstücksteile der alten Lasignykaserne zu kaufen. Süß oder? Diese Annäherung auf Basis der guten Sache. Jaja, da gehen die zwei schon mit gutem Beispiel voran und üben sich in genseitiger Toleranz. Vorbilder sozusagen.

Manchmal nützt es halt aber auch wirklich nix, da muaß ma Problematiken halt einfach schlucken so wie sie kommen. Apropos schlucken, schon bin ich am Neuburger Volksfest angelangt. Da können sie auch noch schlucken und zwar a Maß Bier oder auch anderes, wenn eine Bedienung Zeit für sie findet, ich hab bei meinem Besuch a bissel zu lange warten müssen und hätte ich nach 25 Minuten warten nicht selbst die Initiative ergriffen und mir dann was zu trinken geholt, ich wäre verdurstet. Somit war ich eigentlich im wahrsten Sinne des Wortes eine Art „Wirtschafts-Flüchtling“.

Wahrscheinlich war ich aber für das  große und das Sonntagmittag fast leere Bierzelt einfach zu klein und man hat mich übersehen, des kann natürlich auch sein. Da mach ich der Bedienung gar keinen Vorwurf. Aber ich wollt mich jetzt halt an Mittag net  auch schon auf ein Bierbankerl naufstellen und rumgrölen, noch dazu wenn meine Kinder mit anwesend waren. Des wär jetzt kein gutes Vorbild glaub ich.

Naja, egal. Samstag und Sonntag kann man ja gern noch mal probieren, dass ma mas zu Essen und zu trinken bekommt am Volksfest. Ich leider nicht - ich mach Alltagsflüchtling und düse ab nach Kroatien. Schöne Ferien euch allen.